Zuletzt aktualisiert: Jacques’ Wein-Depot: Verändertes Kundenverhalten erfordert einschneidende Maßnahmen

Jacques’ Wein-Depot: Verändertes Kundenverhalten erfordert einschneidende Maßnahmen

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Geboren aus der Idee, Weine unkompliziert wie beim Winzer zu präsentieren und den Kunden selbst probieren und entscheiden zu lassen, ist Jacques’ Wein-Depot heute der führende und zugleich bekannteste stationäre Weinhändler in Deutschland.

Persönliche Beratung, Probieren vor dem Kauf, eine sorgfältig getroffene Auswahl guter Winzerweine zu erschwinglichen Preisen und zahlreiche Veranstaltungen: der Einkauf bei Jacques‘ ist vor allem ein Erlebnis.

Doch in den letzten Jahren hat sich das Einkaufsverhalten der Kunden massiv verändert. Manche kommen in die Filiale, lassen sich verköstigen, kaufen den Wein und lassen sich ihn nach Hause schicken. Andere suchen den Wein bereits online aus und haben ihn bereits bezahlt, bevor sie ihn selbst im Depot abholen. Wieder andere wollen per Smartphone ihren Lieblingswein bestellen. Online- und Filialgeschäft wachsen zusammen.

Seit 1974 in Düsseldorf-Kaiserswerth die erste Niederlassung eröffnete, hat sich an dem Geschäftsmodell des Unternehmens wenig geändert. Der Kunde kann sämtliche Weine – etwa 250 Sortimentsweine, vom französischen Chardonnay über einen Primitivo aus Italien bis hin zum deutschen Riesling – vor Ort kosten, sich beraten lassen und daraufhin entscheiden.

Über 300 dieser „Depot“ genannten Filialen des zur börsennotierten Hawesko-Gruppe in Hamburg gehörenden Weinhändlers gibt es inzwischen in Deutschland.

„Unsere Kunden zählen nicht zu First Movern“, berichtet Rouven Schuchardt, der von 2016 bis 2020 als Berater im IT-Projektmanagement bei der Jacques’ Wein-Depot Wein-Einzelhandel GmbH in Düsseldorf tätig war. Darum habe sich das Unternehmen mit der digitalen Transformation auch relativ viel Zeit gelassen.

Aber dann sei sie mit Nachdruck in Angriff genommen worden. Zunächst, um den Anteil von seinerzeit vier Prozent im Online-Geschäft schnell zu steigern. Basis dafür war die riesige Datenbasis, die über das Kundenbindungsprogramm generiert wurde, an dem über 90 Prozent der Weinkäufer teilnehmen.

Jacques’ Wein-Depot geht es um eine einheitliche Omnichannel-Experience

Dazu hat der Weinhändler eine IT-Roadmap entwickelt – einen Masterplan für die Jahre 2019 bis 2023. Und damit begonnen, seine bisherige IT-Infrastruktur komplett umzukrempeln. Die Grundidee dabei: Aufsetzend auf dem Fundament einer modernen Warenwirtschaft sollen über eine gute Integration sämtlicher IT-Systeme die Abteilungen im Haus näher zusammenrücken.

Zudem sollen durchgehende Prozesse realisiert und der Informationsfluss beschleunigt werden. Dazu sollen die gesamten Lösungen in der Cloud betrieben werden. Damit kann sich die IT mehr auf Zukunftsprojekte und Innovationen konzentrieren.

„Dazu zählt vor allem eine überzeugende Omnichannel-Vision“, berichtet Schuchardt. Welchen Kanal die Kunden auch wählen, Jacques’ Wein-Depot ist immer „Wein ganz persönlich”.

Dazu wurden etwa die aktuellen Kassendaten aus den Depots mit sämtlichen Daten der über 850.000 aktiven Kunden in Deutschland in Echtzeit zusammengeführt.

Diese können sich dann im SAP Commerce-Onlineshop informieren, Produkte reservieren und online wie offline bezahlen. Hinzugekommen ist auch die SAP Marketing Cloud, die Transparenz über die Kundenprofile schafft und beispielsweise individuelle Marketingaktivitäten, etwa Rabattaktionen via Smartphone, möglich macht.

Mit der erfolgreichen Implementierung wurde dann auch der anvisierte 360-Grad-Blick auf den Kunden Realität. Seitdem muss niemand im Fachbereich mehr der IT neue Preise durchgeben, Stammdaten hinterfragen oder lange recherchieren, wie sich die Online- oder Depot-Verkäufe entwickeln.

„Wir mussten lernen, viel agiler zu arbeiten“, nennt Schuchardt eine wesentliche Erkenntnis aus dem Projekt. Das Thema „saubere Daten“ sei ebenfalls frühzeitig zu beachten gewesen. Und schließlich kam es darauf an „die eigene Komfortzone zu verlassen und digital zu denken“.

Denn die Transformation eines stationären Handelsgeschäfts in Richtung Online-Business sei alles andere als einfach und man stehe damit immer noch am Anfang.

Erfahren Sie mehr über den Weg zum digitalen Einzelhändler.

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