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Nachhaltigkeit bietet neue Chancen für E-Commerce

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Vier von zehn Deutschen sind laut einer aktuellen Studie bereit, im neuen Jahr nachhaltiger einzukaufen. Fündig werden sie dabei vorwiegend im Onlinehandel.

Doch das grüne Shopping erscheint den Verbraucherinnen und Verbrauchern oft als „zu teuer“ und „unbequem“.

Wie die repräsentative Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey zeigt, stellt auch die fehlende Auswahl eine Hürde dar.

Bequemlichkeit hat Vorrang

Die meisten Kundinnen und Kunden wären zwar bereit, nachhaltigere Produkte einzukaufen. Eine umweltschonende Alternative zu einem konventionellen Produkt zu finden, ist aber mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Das gilt besonders für preissensible Kunden, die nachhaltige Produkte für teurer erachten.

„Diese sind oft nur dann bereit, sich für ein Angebot zu interessieren, wenn sie eine große Auswahl und Vergleichbarkeit von Preisen vorfinden – und das möglichst ohne lange suchen zu müssen“, erklärt Daniela Bleimaier, Leiterin Public Affairs Deutschland & Regionales beim bevh.

Spannend ist die Antwort der Studie auf die Frage, wo denn nachhaltige Produkte am besten zu finden sind? Mehr als ein Drittel der Befragten nennt dabei den Onlinehandel. Nur 19,2 Prozent fühlt sich dagegen bei diesem Thema im stationären Handel besser aufgehoben. Die restlichen 46,8 Prozent zeigen keine Präferenzen. Ihnen ist die nachhaltige Einkaufsquelle schlicht egal.

„Die Kunden schöpfen aus der vergleichsweisen großen Vielfalt nachhaltiger Angebote im Internet.“ (bevh-Studie)

Für E-Commerce-Anbieter ist das eine Riesenchance. Denn prinzipiell ist es im Internet sehr viel leichter, nachhaltige Produkte zu finden, die abseits des Massenmarktes und bekannter Konzernmarken laufen. „Gerade weniger bekannte Nischenanbieter setzen daher gezielt auf Onlinekanäle, um ihre Produkte niedrigschwellig einem größeren Publikum zugänglich zu machen, so Daniela Bleimaiers Eindruck.

Mit Mythen und Vorurteilen aufräumen

Das ist deshalb erstaunlich, weil ja noch immer noch zahlreiche Mythen und Vorurteile über das Thema Nachhaltigkeit und E-Commerce kursieren, etwa

  • „Stationärer Handel ist insgesamt klimafreundlicher als der Verkauf übers Internet!“
  • „Der Onlinehandel führt durch die vielen Pakete zu erhöhtem Verkehrsaufkommen!“
  • „Die hohe Retourenquote ist maßgeblich für die schlechte Klimabilanz des E-Commerce verantwortlich!“
  • „Aufgrund des zusätzlichen Verpackungsmülls hat der Onlinehandel eine schlechte Klimabilanz!“
  • „Der Energiebedarf des E-Commerce ist höher als der des stationären Handels!“

Dass das aber eben nur Mythen sind, die einer genauen Betrachtung nicht standhalten, hat eine unabhängige Studie im Auftrag von gambio und unter wissenschaftlicher Begleitung eines Spin-offs der Universität Sankt Gallen ergeben. In der Untersuchung „Klimawirkungen auf dem Prüfstand: Wie umwelt(un)freundlich ist der E-Commerce wirklich?“ wurde nachgewiesen, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher oft nur einzelne Aspekte von Nachhaltigkeit isoliert betrachten und daher nicht richtig einordnen.

Insgesamt ist laut der Studie der E-Commerce grüner als sein Ruf.

Zwar wird etwa dem Onlinehandel die Verursachung eines hohen Verkehrsaufkommens vorgeworfen, aber auch stationäre Geschäfte müssen beliefert werden. Dazu kommen die CO2-Emissionen, die von den Kundinnen und Kunden beim Weg in die Innenstädte oder Einkaufszentren erzeugt werden. Und ein Ladengeschäft, das täglich Strom, Heizung und Wasser verbraucht, benötigt deutlich mehr Energie als ein Onlineshop ohne Verkaufsfläche.

Bei der Nachhaltigkeit kommt es auf Vertrauen an

Das sind nur wenige Beispiele von vielen, die bei der Beurteilung des ökologischen Fußabdrucks zu beachten sind. Es geht aber auch nicht mehr nur darum, digitale Produkte und Services anzubieten. Sondern auch zentrale Geschäftsprozesse und operative Abläufe durch die Integration moderner Technologien und Lösungen besser zu steuern.

Fortschritte bei der Digitalisierung und bessere Nachhaltigkeit stehen im unmittelbaren Zusammenhang.

Wichtigstes Kriterium für alle Unternehmen, die in Zukunft nachhaltig – aber auch erfolgreich – agieren möchten, ist das Vertrauen der Kundinnen und Kunden. Laut der Studie „Nachhaltigkeit im Online-Handel – Die Rolle von Ausgestaltung und Kommunikation“ des ECC KÖLN ist es für 9 von 10 Befragten sowohl entscheidend, dass ein Online-Händler einen ehrlichen Umgang in der Kommunikation und Beratung mit seinen Kundinnen und Kunden pflegt. Aber ebenso auch, dass er keine irreführenden Versprechen in der Werbung macht und „Greenwashing“ betreibt.

Zero Emissionen: Klimaneutraler Versand

Neben einer nachhaltigen Sortimentsgestaltung ist ein klimaneutraler Versand ein wichtiges Profilierungsmerkmal für Online-Händler. Mit Services wie DHL GoGreen, DPD Total Zero oder GLS ThinkGreen bieten mittlerweile fast alle Logistikdienstleister eine klimaneutrale Zustellung an und immer mehr Kundinnen und Kunden sind auch dazu bereit dafür extra zu bezahlen.

Im Fokus: Wiederverwendbare Verpackungen

Vielleicht weil sie so augenfällig sind, stehen Verpackungen oft im Mittelpunkt der Kritik. Wer hat sich nicht schon über einen riesigen Karton mit wenig Inhalt und viel Luftpolsterfolie geärgert? Wer konsequent auf wiederverwertbare Versandmaterialien achtet oder sogar die Möglichkeit gibt, bei der Bestellung die Art der Verpackung auszuwählen, kann sicher Punkte bei kritischen Verbraucherinnen und Verbrauchern sammeln.

Der Stein des Anstoßes: Zu viele Retouren

Corona hat ein oft kritisiertes Phänomen noch verschärft: Kundinnen und Kunden bestellen gerne mehrere Artikel zur Auswahl und behalten dann nur einen. Der Rest wird zurückgeschickt Was im stationären Laden so einfach geht, verursacht im E-Commerce aufwendige Retouren. Um die zu vermeiden, gibt es eine ganze Palette von Maßnahmen.

Der Einsatz richtiger Technologien für das Sammeln und Verschicken der Rückläufer spielt dabei eine große Rolle.

Aber auch detaillierte Beschreibung und Darstellung, Kundenbetreuung schon vor dem Kauf, Einhalten von Lieferterminen bis hin Gutschriften oder Rabatten, wenn Kunden Waren nicht retournieren, sind hilfreiche Maßnahmen.

Kommunikation: Aktiv etwas für das Klima tun

Eine überzeugende Kommunikation über das Thema Nachhaltigkeit nach innen und nach außen ist für Onlinehändler heute ein „Muss“. Wenn schon bei der Bestellung der jeweilige CO2-Fußabdruck angezeigt wird, sehen die Kundinnen und Kunden, dass sich der Anbieter intensiv mit der Klimaproblematik auseinandersetzt. Und wer beim Kauf die Möglichkeit gibt, ein Klimaprojekt zu unterstützen oder einen Ausgleich zum derzeit unvermeidbaren CO2-Ausstoß zu leisten, kann mit größerer Loyalität rechnen – zumal, wenn es dafür Rabatte oder Treueprogramme gibt.

Übrigens: Bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Produkts – inklusive der Lieferanten und der Lieferketten – sorgt der neue “SAP Sustainability Control Tower” für mehr Durchblick. Damit können Unternehmen Echtzeitdaten zu den Umweltauswirkungen erfassen, sie organisieren und auf der Grundlage transparenter, standardisierter Kennzahlen darstellen.

Mit Re-Commerce in Richtung Kreislaufwirtschaft

Aus der Fülle der möglichen Sustainability-Themen sollte sich ein E-Commerce-Unternehmen die aussuchen, die realisierbar sind und zur jeweiligen Marke passen. Sei es das verstärkte Angebot von regionalen Produkten mit einem kleineren CO2-Fußabdruck, mehr Nachhaltigkeit im Geschäftsalltag durch den Einsatz von regenerativer Energie oder den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft.

Um sich bei Käuferinnen und Käufern positiv zu verankern, ist es wichtig, das Markenimage mit sichtbar nachhaltigem Handeln zu verbinden. Dazu gehört auch der pflegliche Umgang mit Ressourcen, wie zurückgesendeten Produkten. Das neueste Schlagwort heißt hier „Re-Commerce“.

Dahinter steht das Prinzip, Retouren, B-Ware oder gebrauchte Waren nicht zu vernichten, sondern in den Warenkreislauf zurückzugeben. Das kommt nicht nur dem Interesse an Nachhaltigkeit entgegen. Während 42 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten gebrauchte oder Re-Commerce-Produkte kaufen, weil es ressourcenschonender und nachhaltiger ist, spielt auch der attraktive Second-Hand-Preis eine entscheidende Rolle.

Re-Commerce Produkte bieten meist ein besonders attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.

So können die Käufer beispielsweise marginalen Mängeln mit einem deutlichen Nachlass gegenüber dem fabrikneuen Pendant erwerben. Aber der Re-Commerce kann auch für die Händler profitabel sein – ob in Eigenregie, etwa über Webshops, oder in Kooperation mit stationären Partnern.

Feather by SAP entwickelt Re-Commerce-Cloudlösung

Das Start-up Feather by SAP unterstützt Unternehmen beim Umstieg von einem linearen Modell auf die Kreislaufwirtschaft und bringt in Kürze eine durchgängige Re-Commerce-Lösung auf den Markt. Die Lösung ermöglicht Marken und Einzelhändlern mit Funktionen für das Management von Re-Commerce-Aktivitäten die Rücknahme, Verwaltung und den Weiterverkauf gebrauchter Waren sowie die Überwachung wichtiger Finanz-, Kunden- und Nachhaltigkeitskennzahlen.

„Um das Potenzial des Re-Commerce nutzen und ein attraktives Einkaufserlebnis bieten zu können, müssen Markenunternehmen den Weiterverkauf selbst in die Hand nehmen“, sagt Joanna Maryewska, Geschäftsführerin und Gründerin von Feather by SAP. Denn bisher hätten große Marken und Einzelhändler in den Marktsegmenten hochwertige Bekleidung, Mode und Luxusgüter gebrauchte Ware ausschließlich über entsprechende Börsen und Marktplätze oder über White-Label-Anbieter weiterverkaufen können.

„Mit unserer Cloudlösung können diese Firmen künftig eigene Re-Commerce-Angebote entwickeln und bei Bedarf mit Dienstleistern in ihrer Wertschöpfungskette zusammenarbeiten, ohne die Kontrolle über die Prozesse, Daten und das Kundenerlebnis abzugeben“, so Joanna Maryewska.

Erfahren Sie hier mehr über die drei Schritte zur Kreislaufwirtschaft.

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