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Tech-Events brauchen mehr Diversität

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Anfang des Jahres habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Yurdanur Marangoz-Yesilirmak beim Digital Bash einen Vortrag über Agile CX im E-Commerce gehalten. Die Veranstalter waren begeistert! Und zwar nicht nur, weil unser Vortrag wirklich gerockt hat. Sondern auch, weil durch uns die größte Web-Konferenz der Digitalbranche wenigstens ein kleines Stückchen diverser war. Denn alle anderen Sessions auf der Agenda wurden durch männliche Referenten präsentiert.

Dass die Veranstalter unsere Teilnahme so gefeiert haben, hat mich schon ein wenig nachdenklich gemacht. Denn wenn man genauer hinschaut, lässt sich eines nicht von der Hand weisen:

Die Podien auf IT-Veranstaltungen sind nach wie vor primär eine Männerdomäne. Mit Diversität hat das meist wenig zu tun.

Studien bestätigen das. Demnach war vor Ausbruch der Coronapandemie auf weltweiten Events im IT- und Services-Segment noch nicht einmal ein Viertel der Referentinnen und Referenten weiblich. Veranstaltungen im Softwareumfeld sind offensichtlich immerhin etwas diverser besetzt: In diesem Bereich wurden 68 Prozent der weltweiten Vorträge 2019 durch Männer, 32 Prozent durch Frauen präsentiert.

Auch auf deutschen Tech-Messen ist Diversität die Ausnahme

Auch hierzulande ist die Besetzung der Vortragsbühnen alles andere als divers. Laut einer Untersuchung der Berlin School of Business and Innovation referierten 2019 auf deutschen Tech-Messen nur 29 Prozent Frauen. Doch das Thema betrifft nicht nur die Technologiebranche. Übergreifend, so konstatiert die Initiative „women in events“, glänzen nach wie vor zu viele Veranstaltungen durch die Abwesenheit von weiblichen Expertinnen:

„Bei den von uns beobachteten Veranstaltungen lag der Anteil von Frauen, die im Vortragsprogramm vertreten waren, bei durchschnittlich 23,9 Prozent.“

Fragt sich, woran das liegt? Zieht es Frauen einfach seltener auf die Podien? Haben sie weniger zu berichten? Oder müssen Veranstaltende und Unternehmen das Thema Diversität einfach bewusster in den Fokus rücken? Denn eins fällt mir immer wieder auf: Wenn wir im Rahmen eines Events Kunden darum bitten, ihre Erfolgsgeschichte zu erzählen, schicken sie in der Regel männliche Speaker.

SAP will mehr Frauen auf Podiumsbühnen

Für uns als Veranstaltende ist das ein Dilemma. Denn wir möchten unsere Events natürlich möglichst divers gestalten – und haben deshalb in unserer Initiative #ZeroInequality festgesetzt, dass wir den Frauenanteil auf den Podien und Bühnen von SAP-Events bis Ende des Jahres deutlich erhöhen wollen. Und auch darüber hinaus arbeiten wir konsequent daran, das Unternehmen SAP diverser auszurichten. Und zwar recht erfolgreich. Im „BCG Gender Diversity Index 2021“ konnten wir unsere Position von vorher Platz 19 auf Position 2 verbessern. Das macht mich schon stolz!

Anderseits bleibt das Dilemma, dass Veranstaltungserfolg oft mit mitreißenden Kundengeschichten steht und fällt. Und die werden bislang eben häufig von Männern präsentiert. Dementsprechend beschäftigen wir uns kontinuierlich mit der Frage, ob nun Content Diversity oder Diversity Content schlägt? Und überlegen, wie wir unsere Kunden und Partner dazu bewegen können, öfter mal Sprecherinnen auf die Bühne zu schicken.

Immerhin scheint nach der pandemiebedingten Zäsur in der Veranstaltungswirtschaft zunehmend Bewegung ins Thema zu kommen.

Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Veranstaltenden haben das Problem erkannt und wollen auf mehr Vielfalt setzen: Zum Beispiel indem sie proaktiv nach Speakern mit einem diversen Hintergrund für ihre Veranstaltung suchen oder mit einem Verhaltenskodex, der bewusst Diversität fördert. Auch der eco Verband will mit einem öffentlichen Speakerinnen-Verzeichnis männerdominierten Expertenrunden (Manels) entgegenwirken, die Initiative Evecommerce Digital Commerce-Expertinnen mehr Gehör verschaffen.

Ungleichgewicht der Geschlechter nimmt leicht ab

Trotzdem nimmt das Ungleichgewicht der Geschlechter auf den Podiumsbühnen offenbar nur langsam, ab. Untersuchungen zeigen zwar, dass die Präsenz von Frauen bei Keynotes von 28 auf 32 Prozent leicht gestiegen ist und auch die diverseren Vortragspanel bei SAP-Events leisten dazu ihren Beitrag. Beispielsweise sind wir kürzlich beim „Strategiegipfel B2B Commerce & B2B Marketing“ vom Veranstalter project networks in Berlin mit drei Kolleginnen und einem Kollegen dabei gewesen und zwei der Kolleginnen haben den Workshop abgehalten. Die Richtung stimmt also.

Aber es gibt eben auch noch jede Menge zu tun, um die Podien der IT-Wirtschaft diverser auszurichten. Denn dafür reicht es nicht aus, nur mehr Frauen auf die Bühne zu bekommen.

Diversität bedeutet, auch Menschen mit internationalem Background oder einer Behinderung zu inkludieren.

Folgende Tipps helfen dabei:

  1. Frauen- und Fachverbände ansprechen!
    Beschränken Sie Ihre Suche nach spannenden Vortragenden nicht auf klassische Businessnetzwerke und Social Media-Plattformen. Sprechen Sie stattdessen gezielt Frauennetzwerke und Fachverbände an. Hier finden Sie eine Vielzahl diverser Expertinnen und Experten aus allen Bereichen. Nehmen Sie einfach Kontakt auf und sprechen Sie direkt über Ihren Bedarf für Ihr Podium.
  2. Speakerinnen-Portale nutzen
    Speakerinnen-Portale wie z.B. speakerinnen.org und die Women Speaker Foundation listen tausende Rednerinnen zu unterschiedlichsten Themen. Zudem gibt es eine Vielzahl weiterer Portale, die die Suche nach diversem Podiums-Personal erleichtern. So finden Sie im Handumdrehen Fachexpertinnen, um ihr Pandel vielfältiger zu gestalten.
  3. Über den Tellerrand blicken
    Natürlich sind Empfehlungen immer eine gute Quelle für die Besetzung von Vortragsbühnen. Sie bergen aber auch die Gefahr, dass auf Fachevents immer die gleichen bekannten Gesichter auftauchen. Wer ein Podium divers besetzen will, sollte deshalb lieber abseits des “Mainstreams” suchen.

Einen Blick über den Tellerrand bieten auch andere Bereiche unserer Gesellschaft wie etwa Kunst und Kultur. In der anfänglich fast ausschließlich von Männern dominierten Kunstwelt hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts ein entscheidender Wandel vollzogen, der bis heute nicht aufzuhalten ist: Die Frau als Bildmotiv ist inzwischen weitaus weniger präsent, statt als Dargestellte tritt sie nun als Künstlerin hervor.

Unsere Kunstausstellung „Frauen im Blick“ im internationalen SAP-Schulungszentrum in Walldorf gibt noch bis zum 30. September 2022 einen inspirierenden Einblick in das lebendige und eigenständige Schaffen von 14 Künstlerinnen. In den rund 80 Arbeiten in verschiedenen Medien gehen sie der Frage weiblicher Rollenbilder und dem künstlerischen Selbstverständnis von Frauen in der Kunst nach.

Hier bekommen Sie neue Denkanstöße. Einfach mal probieren!

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