Künstliche Intelligenz: Lücken im Kundenerlebnis 2024 schließen
Der Trend für 2024: Künstliche Intelligenz wird zum Game Changer, um die immer noch vorhandene Lücke im Kundenerlebnis endlich zu schließen.
Als Kundinnen und Kunden sind wir wählerisch. Wir möchten reibungslose und innovative Einkaufserlebnisse, während wir uns entspannt zurücklehnen.
Und wir wollen bedient, umsorgt und verwöhnt werden, ohne dabei unsere persönlichen Informationen aus der Hand zu geben. Preiswert soll es sein, aber nicht billig. Bequem, doch nicht massenhaft produziert. Nachhaltig, aber auch gleich morgen vor der Haustür… Ach ja, und für die letzte Meile? Der Kurier sollte mit unserem Paket auf einem E-Bike ankommen, den Namen unserer Oma kennen, aber stets eine gewisse Distanz bewahren.
Fügen Sie dem ein Umfeld hinzu, das von Unsicherheit, Konflikten und der Klimakrise geprägt ist, und plötzlich wirkt Ihr globales Markenimperium wie ein Kartenhaus, das dem nächsten Windstoß trotzen muss.
Also viel Spannung und Unruhe. Da stellt sich nicht nur mir die Frage, welche Trends den Einzelhandel im Jahr 2024 prägen werden?
Im Allgemeinen gibt es für Retailer viele Gründe zur Hoffnung, dennoch sollte man allzu optimistische Prognosen mit Vorsicht genießen. Zwar boomen die Börsen, die globale Wirtschaft verzeichnet insgesamt einen Aufschwung und die Inflation scheint sich abzumildern. Die Dynamik von Angebot und Nachfrage gleicht sich aus, während wir uns aus dem Schatten der Pandemie entfernen. Trotz steigender Lohnkosten gibt es Raum zur Steigerung der betrieblichen Effizienz.
Die EIU-Prognose deutet darauf hin, dass der Online-Handel nach den pandemiebedingten Rückschlägen der letzten beiden Jahre wieder zweistellig wachsen wird.
Auch eMarketer’s Insider Intelligence geht davon aus, dass das Wachstum des E-Commerce den gesamten Einzelhandelsumsatz in den USA über mehrere Jahre hinweg antreiben wird. Laut den Analysten soll der Internethandel in den Vereinigten Staaten von 1 Billion US-Dollar im Jahr 2022 (14,7 % des gesamten US-Einzelhandelsumsatzes) auf 1,7 Billionen US-Dollar im Jahr 2027 (20,6 % des Gesamtumsatzes) steigen.
Der Einzelhandel ist Vorreiter bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) zur Optimierung von Betriebsabläufen und zur Steigerung der Effizienz. Mit der explosionsartigen Entwicklung der generativen KI steht dieser Einzelhandelstrend 2024 vor einem enormen Wachstumsschub.
Der globale Markt für KI im Einzelhandel soll bis 2030 voraussichtlich auf 55,5 Milliarden US-Dollar ansteigen, im Vergleich zu 5,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Fortune Business Insights sagt voraus, dass KI-gesteuerte Chatbots, die die Kundenerfahrung verbessern, voraussichtlich das Wachstum des Marktes antreiben werden.
Etliche Einzelhändler setzten bereits herkömmliche KI ein, um Prozesse wie Bedarfsplanung und Auftragsmanagement zu verbessern. Währenddessen entdecken sie immer noch neue Wege, um generative KI zu nutzen. Personalisierte Einkaufserlebnisse, die Verwaltung von Produktkatalogen, ein schnellerer Kundenservice und die Erstellung von Marketing-E-Mail-Inhalten sind nur einige der neuen Anwendungsfälle.
Amazon schwört auf die vielseitige Anwendung generativer KI, sei es zur Optimierung von Produktlisten, zur Hervorhebung von Produktbewertungen oder um Tipps beim Kauf von Kleidung zu geben.
Die ALDO Group, ein globaler Einzelhändler für Schuhe und Accessoires, erforscht, wie KI dabei helfen kann, Empfehlungen auf der Grundlage von Kundensegmenten und -verhalten zu personalisieren sowie Nachfrageprognosen, Bestandsmanagement und Ressourcenzuweisung zu verbessern.
Der Trend für 2024: Künstliche Intelligenz wird zum Game Changer, um die immer noch vorhandene Lücke im Kundenerlebnis endlich zu schließen.
Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher sind sich der ökologischen Auswirkungen ihrer Einkäufe bewusst und sorgen für einen enormen Boom im Re-Commerce – dem Handel mit gebrauchten Produkten oder Waren aus einem Überbestand.
Thredup schätzt, dass der Markt für Second-Hand-Kleidung im Jahr 2024 einen Wert von 64 Milliarden US-Dollar erreichen wird..
Dabei ist der Re-Commerce-Markt längst nicht mehr nur etwas für eBay-Verkäufer. Er ist ein wichtiger Trend im Einzelhandel, in dem auch Luxusmarken versuchen, ihren Platz zu finden und eigene Secondhand-Kanäle zu etablieren, um Authentizität und Qualität zu gewährleisten.
Selbst Global Player sind auf den Zug aufgesprungen: Visa hat das Recommerce Behavioral Insights Lab ins Leben gerufen, gemeinsam mit Modehändlern wie COS. Ziel ist es, die Kluft zwischen den 92 % der Menschen, die ein nachhaltigeres Leben anstreben, und den 16 %, die ihr Verhalten tatsächlich ändern, zu schließen.
Im Jahr 2024 können wir dynamische Preismodelle, Kooperationen zwischen Marken und Plattformen und eine stärkere Fokussierung auf Nachhaltigkeit erwarten.
Der Onlinehandel kämpft mit einer hohen Rücksendequote. Ein intelligentes Retourenmanagement macht sich im Einzelhandel schnell bezahlt. Retailer, die kostenlose Rücksendungen anbieten, können bei rund der Hälfte ihrer Kundschaft (51 %) mit einer höheren Loyalität rechnen.
Cookies von Drittanbietern sollen bei Google bis Ende 2024 endgültig abgeschafft werden. Dies ist für Werbetreibende von großer Bedeutung, da diese ihre Nutzer durch die digitale Landschaft verfolgen möchten. Das bedeutet, dass es in kurzer Zeit viel zu klären gibt. Bereiten Sie sich auf Google Privacy Sandbox Meetings vor. Werbetreibende können weiterhin von Dritten gesammelte First-Party-Daten nutzen, aber das Targeting wird sich ändern.
Als Reaktion darauf werden wir eine Zunahme von Retail Media-Netzwerken sehen, die es Marken ermöglichen, auf den Kanälen eines Einzelhändlers zu werben. Diese machten 2023 bereits den drittstärksten Wachstumskanal in der Werbung aus.
Laut Skye Frontier (Retail Media Measurement Specialist und SVP of Growth bei Incremental) war die Planung von Retail Media bisher vom Rest des Media-Buyings getrennt. Aber das wird sich 2024 ändern, da dieses Thema für den Markenaufbau immer wichtiger wird.
Im Jahr 2024 werden Einzelhändler noch mehr schaffen müssen, um ihr Engagement für Nachhaltigkeit überzeugend zu demonstrieren. Das Ergebnis – mehr Transparenz und leichtere Verständlichkeit für die Kundschaft.
Die klimabezogenen Offenlegungsanforderungen der US-Börsenaufsicht SEC und die europäische Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen bedeuten, dass Nachhaltigkeit in den Geschäftsberichten den gleichen Stellenwert erhält wie bisher die Finanzkennzahlen.
Durch Digitale Produktpässe, die in der EU ab 2026 verpflichtend sein sollen, wird der Weg eines einzelnen Produkts und dessen Lieferkette verfolgbar sein.
Die Entwicklung geht hier in Richtung Verantwortlichkeit und Authentizität. Richtig umgesetzt dürfte dies dem zunehmenden Trend zu inhaltsleerem “Greenwashing” und bloßer Beschwörung von Nachhaltigkeitszielen entgegenwirken.
Um Kundinnen und Kunden, insbesondere aus der junge Gen-Z-Käuferschaft, zu gewinnen und dauerhaft zu binden, müssen Einzelhändler ihre Nachhaltigkeitsbemühungen verstärken. Laut dem Customer Loyalty Index 2023 von SAP Emarsys haben 32 Prozent der US-Käufer aufgrund von fehlenden Nachhaltigkeitspraktiken bereits die Marke gewechselt.
Marketing im Jahr 2024, das ist die Kombination von Mensch und Maschine. Anders gesagt: Künstliche Intelligenz trifft auf menschliche Emotionen. Marketer werden Wege finden, um die Erstellung von Inhalten zu beschleunigen und ein neues Maß an Personalisierung in großem Umfang zu erreichen.
In der TikTok-Community aktiv zu sein, bedeutet mehr als nur ein paar Tanzschritte für jede Gelegenheit parat zu haben. TikTok hat herausgefunden, dass 4 von 10 Nutzern auch ein Produkt kaufen, nachdem sie es auf der Kurzvideo-Plattform gesehen haben.
TikTok hat sich zu einer wirtschaftlichen Macht entwickelt und war im vergangenen Jahr die erste Nicht-Spiel-App, die die Marke von 10 Milliarden US-Dollar an darüber generierten Verbraucherausgaben überschritten hat.
Zusammen mit mittelgroßen Influencern haben auch lokale Einzelhändler erkannt, dass Menschen eher zu Handlungen bereit sind, nachdem sie sie auf TikTok gesehen haben, als das auf anderen Social-Media-Plattformen der Fall ist. Dieser Trend ist definitiv eine Entwicklung, der Retailer offen gegenüberstehen sollten.
Ein wichtiger Aspekt besteht darin, die Generation Z in die Community einzubinden, indem man sie in ihrer Sprache anspricht. Ein anderer Trend stellt die breitere Akzeptanz von TikTok als Marketing- und Verkaufsinstrument auf lokaler Ebene dar, trotz der Drohungen des US-Gesetzgebers, die Plattform wegen ihres Chinahintergrundes zu verbieten.
Babyboomer, Millenials, Generation Y oder Z – mit diesen Begriffen können wohl inzwischen alle etwas anfangen, die sich mit Marketing und Commerce beschäftigen. Aber von der „Generation Alpha“ haben nach einer aktuellen Studie mehr als die Hälfte der befragten Experten noch nichts gehört. Dabei gibt es den Begriff bereits seit 2018. Damals prägte ihn der…
Ironischerweise hat das, was Experten als den Untergang des stationären Handels durch das Internet prophezeit haben, zu seiner Wiederbelebung geführt.
Die Economist Intelligence Unit erwartet, dass auch der stationäre Einzelhandel 2024 parallel zum Wachstum im E-Commerce einen enormen Aufschwung erleben wird, mit der höchsten Wachstumsrate seit 2021. Die steigenden Besucherzahlen in den stationären Geschäften werden viele Einzelhändler dazu veranlassen, ihre physische Präsenz auszubauen.
Retailer sollten nicht versuchen, direkt mit Giganten wie Amazon zu konkurrieren. Stattdessen können Sie ihre Expertise bei physischen Erlebnissen – wie zum Beispiel eine großartige Customer Experience (CX) im Geschäft – nutzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben
Zusammengesetzte Erlebnisse aus physischen und digitalen Welten werden mehr Erfolg bieten. Einzelhändler werden besser darin, Multi-Touch-Attribute zu nutzen und herauszufinden, wo ihre Kunden sich aufhalten möchten.
Da Omnichannel-Shopping wichtiger ist als je zuvor, müssen Einzelhändler wissen, wo ihre Zielgruppe mit ihnen interagiert und ihnen konsistente Erfahrungen bieten, so die Experten von eMarketer Insider Intelligence.
“Einkaufen findet nicht mehr nur im Laden oder online statt. Es ist eine wechselnde Reise, bei der Verbraucher ihre Suche an einem Ort beginnen und den Kauf an einem anderen Ort tätigen können“, so die Analysten.
Auch im stationären Einzelhandel verändert sich das Kundenerlebnis. Die Entwicklung geht zu einer individuell angepassten Customer Experience (CX). Die Grundlage dafür schafft eine zentrale Customer Data Platform (CDP).
Obwohl es der Branche schwerfällt, dies zu quantifizieren, berichten viele Einzelhändler in den USA, dass Ladendiebstahl und Raubüberfälle in letzter Zeit deutlich zugenommen haben.
Es scheint sich um ein massives Problem zu handeln, das alle Unternehmen in der Branche betrifft, vom Supermarkt für den kleinen Geldbeutel bis zum Luxusgeschäft der gehobenen Preisklasse. Auch in Deutschland ist ein Anstieg der Ladendiebstähle im Einzelhandel ersichtlich.
Einige Retailer, insbesondere die Drogerieketten, haben auf diesen wenig erfreulichen Trend reagiert, indem sie Artikel wie Batterien, Make-up, Babynahrung und Zahnpasta in verschlossenen Plastikschränken aufbewahren. Das ist eine drastische Maßnahme, die auch das Kundenerlebnis beeinträchtigt.
Im Jahr 2024 ist zu erwarten, dass sowohl die Industrie als auch die Regierungen weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ladendiebstahls ergreifen werden. Beispielsweise hat die britische Regierung einen eigenen Aktionsplan gegen Ladendiebstahl gestartet.
Ein neues Gesetz in den USA soll es organisierten Kriminellen erschweren, gestohlene Waren online zu verkaufen. Der “Integrity, Notification, and Fairness in Online Retail Marketplaces (INFORM) Consumers Act” verpflichtet Online-Marktplätze, die Identität großer Drittanbieter zu überprüfen.
In der Zwischenzeit suchen Retailer nach neuen Technologien, einschließlich RFID-Chips, KI und Videobildanalyse, um den zunehmenden Diebstahl effizient zu bekämpfen.
Der Einzelhandel ist schon immer ein hart umkämpftes Geschäft mit vielen beweglichen Teilen, die clever jongliert werden müssen. Die Kaufgewohnheiten und Vorlieben der Kundschaft ändern sich etwa ständig. Die Kosten schwanken. Der Wettbewerb ist intensiv. Die Optimierung der Lagerbestände ist nur eine der ständigen Herausforderungen.
KI und andere neue Technologien versprechen, die Kernprozesse des Einzelhandels zu vereinfachen und zu optimieren. Das betrifft die Lieferkette, das Bestandsmanagement als auch die Kundenbindung. KI-gestützte Fähigkeiten sollen Einzelhändlern helfen, Innovationen voranzutreiben, schneller auf Marktentwicklungen zu reagieren und auch unter schwierigen Rahmenbedingungen zu wachsen.
Es ist eine neue Welt für den Einzelhandel, die viel Mut erfordert. Marken, die keine Angst vor Wandel und Innovation haben, werden sich dabei durchsetzen.